Infostand vom Frauenhaus für die Region Main -Rhön in Schweinfurt zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25.11.2020
Die weltweite Corona-Pandemie erschwert unsere Arbeit sehr und zwingt uns leider dazu, unser Unterstützungsangebot für gewaltbetroffene Frauen einzuschränken. Mit kreativen Lösungen versuchen wir einerseits, den Betrieb unseres Frauenhauses aufrecht zu erhalten, für unsere Bewohnerinnen und Kinder da zu sein und ihren Gesundheitsschutz sicher zu stellen. Gleichzeitig haben wir ein Vorgehen entwickelt, wie wir weiterhin Beratung, Schutz und Unterkunft für gewaltbetroffene Frauen anbieten können. Dabei sind wir bemüht, diese Konzepte dem aktuellen Pandemiegeschehen flexibel anzupassen. Es ist ein Drahtseilakt auf dem wir die hilfesuchenden Frauen unterstützen wollen und immer wieder neue Verordnungen beachten müssen.
Gewalt an Frauen ist seit vielen Jahren gleichbleibend hoch und leider alltäglich, dies belegen zahlreiche Studien und Polizeiangaben. Im vergangenen Jahr fanden 51 Frauen mit 44 Kindern Zuflucht in unserem Frauenhaus. In diesem Jahr sind es allein bis Ende Oktober 44 Frauen mit 40 Kindern, trotz der erschwerten Bedingungen. Auch wir befürchten im Dunkelfeld einen Anstieg der Fälle von häuslicher Gewalt in Zeiten des Lock Downs und des Teil- Lock Downs. Die Zahl der Telefonberatungen hat sich fast verdreifacht. Außerdem verzeichnen wir eine vermehrte Platznachfrage von Frauen außerhalb unseres Einzugsgebiets, weil andere Frauenhäuser einen Aufnahmestopp verfügt haben.
Mit unserem Infostand am 25.11.2020 wollen wir ein Zeichen setzen.
Gerade wenn der Spielraum, sich Beratung und Hilfe zu holen, stark eingeschränkt ist, und Frauen der häuslichen Kontrolle kaum entfliehen können, möchten wir ihnen beistehen. Wir wollen sie ermuntern, aufmerksam mit sich zu sein. Sie sollen wissen, dass sie wertvoll sind.
Darum verschenken wir Taschenspiegel mit der Beschriftung „ Hier siehst Du das Wertvollste auf der Welt“ an Frauen mit dem Appell, sie mögen in Zeiten der allgemeinen Kontaktbeschränkungen gut auf sich aufpassen.
Wir rechnen mit einem Anstieg der Gewalt im Dunkelfeld. Da wir jedoch unser Unterstützungsangebot für gewaltbetrofenen Frauen pandemiebedingt begrenzen mussten (persönliche Beratungen nur im Ausnahmefall, Aufnahmen nur nach negativem Coronatest), wollten wir mit dieser Aktion ein öffentliches Zeichen gegen die Gewalt setzen und an die Frauen appellieren, während der Kontaktbeschränkungen gut auf sich aufzupassen. Die Spiegel waren im Nu vergriffen, wir konnten interessante Gespäche führen und haben mehrere ehemalige Bewohnerinnen wieder getroffen und Neuigkeiten erfahren. Auch bekannte KollegInnen anderer Beratungsstellen und Einrichtungen kamen vorbei und tauschten sich mit uns aus.
Wir bekamen sogar eine Geldspende.